Wir lieben Wellington!
Wellington empfängt uns im strahlendsten Nachmittags-Sonnenschein, als wir gegen 17h von der Fähre herunterfahren. Unser Hotel, das City Life Wellington, liegt nicht weit vom Hafen entfernt und so sind wir kurz darauf schon in unserem Zimmer, das "so groß ist wie ein ganzes Haus", wie Klara staunend bemerkt. Pauli ist sich sogar sicher, dass er "noch nie in so einem großen Zimmer war! Es ist sogar größer als unsere ganze Wohnung daheim!". Das Zimmer ist in der Tat sehr geräumig: zwei große Schlafzimmer, ein sehr großes Wohnzimmer mit Eßtisch, eine vollständig eingerichtete Küche und zwei Badezimmer, von denen in einem sogar eine Waschmaschine und ein Trockner zu finden sind, die ich beide gerne nutze. Die Kinder ziehen sich sofort in eines der beiden Schlafzimmer zurück und beginnen, ihre Spielsachen in den Kleiderschrank einzusortieren, während Rosemarie von Rudolf eine Fußmassage bekommt. Als sie damit fertig sind, brechen wir zu einem kleinen Spaziergang auf, um ein Lokal zum Abendessen zu finden.
Der erste Eindruck der Stadt ist sehr positiv. Am Hafen tummeln sich die Menschen, es herrscht Urlaubsstimmung und fröhliche Entspanntheit. Straßenmusikanten und Schanigärten sorgen für Unterhaltung -- und selbstverständlich gibt es auch wieder einen sehr spektakulären Spielplatz. Junge Burschen köpfeln von einer Planke am Kai direkt ins Hafenbecken, während aus einem mitgebrachten Lautsprecher fetzige Musik ertönt. Die Kinder sind hin- und mitgerissen -- beide tanzen gleich mit. Sie versuchen Rudolf zu überreden, auch zu springen. Leider hat er seine Badehose vergessen, sonst wäre er natürlich sofort dabei gewesen. Das finden die beiden schon sehr bedauerlich -- und werden Rudolf am nächsten Tag noch daran erinnern, als wir wieder dort vorbeikommen... (und dann sogar ein kleines Mädchen etwa in Klaras Alter springen sehen!).
Zum Abendessen lassen wir uns in einem der vielen netten und legeren Lokale am Wasser nieder. Rudolf isst einen herrlichen Lamm-Burger, die Kinder und ich richtig gute, frische Pizza mit gegrilltem Gemüse. Vor dem Schanigarten gibt es eine große Fläche zum Toben und Spielen für die Kinder -- sie nutzen sie gerne und führen einen Zirkus für uns (und die anderen Gäste) auf.
Hier sieht man Klara bei ihrer berühmten "Kapperl-Wurfnummer". Unter Protest der Artisten ist es dann aber auch schon Zeit, ins Hotel zurückzukehren. Wir spazieren durch die Dämmerung und die Sonntag-abendlich leeren Straßen und freuen uns schon auf den nächsten Tag.
Am nächsten Morgen gibt es Frühstück im Hotel (das einzige unserer Rundreise, das wir nicht selbst richten müssen), danach etwas Hektik beim Auschecken, aber dann schließlich doch noch einen Aufbruch zur Stadtbesichtigung. Gleich zu Beginn ist uns (und vor allem Feuerwehrfan Pauli) eine "Riesenaufregung" gegönnt: zwei große Feuerwehrautos kommen mit heulenden Sirenen in unsere Richtung gerast und halten genau neben uns. Einige Firefighters mit schwerem Atemschutz springen heraus und verschwinden im Gebäude neben uns (wo sie zum Glück nur einen Fehlalarm vorfinden, wie sich bald herausstellt).
Wir spazieren weiter zur Cuba Street (eine reizende Fußgängerzone mit vielen netten kleinen Boutiquen und Cafés) und schlängeln uns dann durch die relativ schmalen Innenstadtgassen bis zum Hafen, wo wir das Museum of New Zealand besuchen wollen. Die Kinder sind sehr interessiert an der Maori Kultur und schon voller Vorfreude. Die wird durch die Entdeckung, dass momentan den Comiczeichnern von "Madagascar" eine Sonderausstellung gewidmet ist, noch gesteigert. Unter lautem "I like to move it move it" - Gesang (für die, die es nicht wissen: Titelsong von Madagascar) jammen sich Klara und Pauli ins Museum. Auf mehreren Stockwerken wird einerseits die Entwicklung der Besiedlung Neuseelands dargestellt, andererseits werden aber auch andere Themen in einigen Sonderausstellungen gezeigt: Die Entstehung eines Animationsfilms, beispielsweise, oder auch Gallipoli (Gedenkjahr 1915), wo ja auch Neuseeländer so fern der Heimat mitkämpften. Die Ausstellungen sind sehr gut und abwechslungsreich kuratiert. Für die Kinder gibt es viele Möglichkeiten, die Themen interaktiv zu erleben, was Klara und Pauli auch sehr gerne nutzen. In einem Kinderbereich dürfen die Kinder sogar in die Rolle eines "Biosecurity Officers" schlüpfen und verbotene Eindringlinge aufspüren. (Siehe auch: Gummistieferl als Ökosystem-Hasardeure ). Nach gut zwei Stunden sind Rudolf und ich müde und hungrig, die Kinder aber immer noch unermüdlich. Schließlich ziehe ich mich mit Rosemarie zurück um sie zu stillen, während Rudolf mit den Wissensdurstigen noch ein paar Ausstellungsräume abklappert.
Wenn man unterwegs ist, ist es oft unvermeidlich, das Stillen in der Öffentlichkeit zu erledigen. Rosemarie und ich haben dazu schon eine ganz gute Technik entwickelt, die es einerseits Rosemarie ermöglicht, in Ruhe und bequem ihre Mahlzeit einzunehmen, andererseits aber auch mir noch etwas Privatsphäre läßt. Das funktioniert gut! In Österreich erntet man trotzdem oft recht irritierte Blicke (obwohl man in jedem öffentlichen Bad mehr Busen sieht als beim Stillen), während in Neuseeland niemand auch nur mit der Wimper zuckt.
Nachdem die Kleinste satt und zufrieden ist, sind wir Großen dran. Nach dem Lunch möchte Rudolf unbedingt noch mit dem Wellington Cablecar fahren, das der Lonely Planet Reiseführer zur "Schönsten Sehenswürdigkeit der Welt" erkoren hat. Wow! Wow! Und nochmals: Wow! Ich lasse in Vorfreude darauf einige schöne Sehenswürdigkeiten, die ich selbst schon besuchen durfte, gedanklich Revue passieren: das Sydney Opera House, Ayers Rock, Macchu Picchu, das Bernsteinzimmer in St. Petersburg, den Grand Canyon... um nur ein paar Highlights zu nennen. Nun sollte das also getoppt werden! Der Eingang zum Cablecar liegt in einer dunklen Seitengasse (nun, das soll ja noch nichts heißen). Wir kaufen Fahrkarten und steigen ein. Das Cablecar wirkt wie eine altmodische Straßenbahn (tja, das Beste kommt wohl noch). Die Fahrt dauert sechs Minuten (in der Kürze liegt die Würze?). Am Ende der Fahrt sind wir hoch über den Dächern von Wellington angekommen. Uns offenbart sich ein traumhaft schönes Panorama weit bis zur Südinsel... wunderschön, ja, aber ich muss gestehen, dass es aber trotzdem nicht DAS eine Allerschönste ist, das ich je gesehen habe. Das könnte ich eigentlich sowieso nicht benennen, wenn ich so drüber nachdenke. Wellington insgesamt ist sicher auf den Top-Plätzen mit dabei... eine kurze Abstimmung im Familienkreis ergibt, dass 80% der Rütgen-Dömötörs Wellington traumhaft schön und absolut lebenswert finden, während sich 20% der Stimmabgabe durch Schlaf entziehen. Der einzige und leider auch ziemlich große Wermutstropfen: 18.000km...