Unser Barcelona von B über Z bis hin zum A -- Teil 2: E F G

Unser Barcelona von B über Z bis hin zum A

Teil 2: EFG

Wie schon im Beitrag "Unser Barcelona von B über Z bis hin zum A Teil 1: BCD" beschrieben, habe ich in alphabetischer Übersicht unsere Eindrücke, Erlebnisse, Highlights des vergangenen Jahres zusammengefasst. Eine ausführlichere Einleitung, bzw. Erläuterung, sowie die Buchstaben B, C und D findet ihr im Teil 1.
Hier geht es erst einmal weiter mit den Buchstaben E, F und G.
 

E:
wie... Essenszeiten und Elektroroller

Essenszeiten

Bitte nicht vor 22h! Gegrillter Oktopus mit Kartoffelgratin:
 

Ja, die Spanier und ihre Essenszeiten! Gefrühstückt wird eher unterwegs und relativ spärlich, am liebsten mit einem „Cortado“ (kleiner Brauner) oder „Cafe con Leche“ (Melange) in einem der vielen, vielen Cafés. Dazu eventuell ein Croissant oder ein Sandwich mit Omelette. Bis zum Mittagessen vergeht jedenfalls noch sehr viel Zeit – das findet nämlich eher nicht vor 15h statt, also zu einer Zeit, wo wir Österreicher unser Mittagessen schon längst wieder verdaut haben und bereit sind für Nachmittagskaffee und Snack! Wenn man also in Barcelona auswärts Mittagessen gehen will, kann es einem schon einmal passieren, dass man vor 13h sicher gar nichts kriegt, bzw. dann auch ganz alleine im Lokal sitzt. Zu Covid-Zeiten ganz angenehm. Bei uns zuhause, wo alle Küchen, und so auch die surrenden Rohre der Dunstabzüge auf den Lichtschacht hinausgehen, war unser Dunstabzug immer der erste, der gesurrt hat. Wenn ich dann nach dem Essen die Küche saubergemacht habe, geschah dies meistens unter dem Getöse der Dunstabzüge der Nachbarn, die zu dem Zeitpunkt, wo wir längst fertig waren, erst zum Kochen begonnen haben.

Die Dame hinten sitzt noch beim Kaffee, während wir bereits ordentlich Frittiertes schnabulieren:

Noch seltsamer aus österreichischer Sicht ist allerdings die spanische Eigenheit, nicht vor 22h zu Abend zu essen! Klar, dass die Spanier um 19h noch nicht so hungrig sind, wenn sie erst um 15h zu Mittag gegessen haben, aber trotzdem: 22h Abendessen? Das kann doch nicht gesund sein! Sogar das Fernsehprogramm ist auf diese absurd späte Abendessenzeit eingestellt: Das „Hauptabendprogramm“ startet nicht um 20h15, sondern erst nach 22h. Interessanterweise finden die Spanier ihre Essenszeiten selbst überhaupt nicht seltsam, sondern ganz logisch in jeden guten Tagesplan passend – und können überhaupt nicht verstehen, wie wir zu so frühen Uhrzeiten überhaupt einen Bissen runterkriegen. Kaum vorstellbar, wenn mal ein Spanier in einem österreichischen Spital liegen müsste, wo man das Mittagessen um 11h und das Abendessen um 16h30 bekommt – der freut sich dann womöglich insgeheim darüber, dass das Mittagessen hier auf spanische Zeiten abgestimmt ist, bis er draufkommt, dass danach aber nichts mehr kommt…

----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Elektroroller

Lautlos kommen sie von allen Seiten gleichzeitig auf den unaufmerksamen Fußgänger zugezischt – und wenn der nicht rechtzeitig den Kopf hebt, wird er schnell einmal von einem der gefühlt Millionen Elektroroller in der Stadt zusammengeführt. Mehr als einmal musste ich Rosemarie im letzten Moment aus der Line of Fire eines Elektrorollers retten! Sie flitzen auf Radwegen, Gehsteigen, ja sogar mitten auf der Straße, durch Einkaufszentren, Unterführungen und in Ubahnzügen… wo es eine halbwegs glatte, wegesähnliche Fläche gibt, gibt es auch Elektroroller. Wir selber hatten keinen (obwohl Klara immer gern einen gehabt hätte), ich habe sie aber in die Übersicht aufgenommen, weil sie das Straßenbild wirklich sehr stark prägen und wir bis dahin wirklich noch nie so viele Elektroroller auf einmal gesehen hatten (und haben!). Wir selbst waren oldschool, aber ultimativ nachhaltig im Hinblick auf CO2 Ausstoß immer mit guten alten Tretrollern unterwegs, die ja jetzt „Scooter“ heißen und mit denen man sich unter all den elektrisierten Millennials als ultimativ veraltet outet.
 
          
        


 
----------------------------------------------------------------------------------------------------------
----------------------------------------------------------------------------------------------------------
 

F:
wie... Familie, Faust, Frauenbild und Kinderfreundlichkeit, Freunde, F(i)estas und Bräuche, und Fremdsprachige Fremde in der Fremde

Familie

Familie geht den Spaniern über alles. Vielerorts wird hier noch ein Multigenerationenmodell gelebt. Großeltern leben mit ihren Kindern und Enkelkindern, oft zusammen unter einem Dach, und wenn nicht zusammen, dann in direkter Nachbarschaft. Die Großeltern sind sehr aktiv in die Kinderaufzucht eingebunden – nachmittags nach Schule und Kindergarten sieht man viele Omas und Opas mit den Kindern nach Hause gehen, auf den Spielplätzen oder in den Cafés bei einer Jause sitzen. So war auch die spontane Reaktion der meisten Spanier, wenn wir erzählt haben, dass wir Barcelona jetzt wieder verlassen müssen: „Klar! In einer Situation wie dieser müsst ihr in der Nähe der Familie sein!“.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Faust

In Barcelona gibt es einen deutschen Kinderarzt – das hatte ich zu meiner Beruhigung bereits im Vorfeld unseres Barcelona-Aufenthalts recherchiert. Dr. Faust, ausgerechnet! Allerdings kein Heinrich und auch allem Anschein nach nicht im Pakt mit dem Teufel stehend. Im Gegenteil, ein sehr netter und aufmerksamer Arzt. Zum Glück haben wir ihn bis November gar nicht gebraucht, dann aber leider regelmäßig, da speziell Rosemarie sämtliche Viren mitgenommen hat, die durch Barcelonas Kindergärten kreuchen und fleuchen. Eine Freundin hatte mich bereits seelisch darauf vorbereitet gehabt, dass die Kinder im ersten Barcelonajahr wohl sehr viel krank sein würden, weil die Viren hier doch etwas anders wären als in Österreich – und so ist es dann auch gekommen. „Vollkommen normal im ersten Jahr!“ meinte auch Dr. Faust auf meine Aussage hin, dass meine sonst so gesunden und robusten Kinder hier ständig krank seien. „Die Viren sind hier anders, dazu kommt das oszillierende Wetter im Herbst und Winter – am Morgen ist es kalt und feucht, zu Mittag heiß, am Nachmittag weht kalter Wind, man friert und schwitzt ständig abwechselnd.“

Mit der Betreuung durch Dr. Faust waren wir jedenfalls sehr zufrieden. Er ist auch am Wochenende und abends erreichbar, und sehr aufmerksam. Als Rosemarie im März so krank war, hat er sich alle paar Stunden telefonisch gemeldet und sich ein Update über ihren Zustand geben lassen. Als das Schlimmste dann ausgestanden war, und wir für einen Kontrolltermin einige Tage später mit Rosemarie in seiner Ordi vorstellig wurden, freute er sich sichtlich über ihre so rasche und komplikationslose Genesung und zitierte vergnügt Hippokrates: „Wer heilt, hat recht!“.

Für Telefonkonsultationen nimmt er sich auch viel Zeit, ist ruhig und unaufgeregt und hat es so mehr als einmal geschafft, meine großen Sorgen in kleinere Sorgen zu verwandeln. Während des Corona-Lockdown hat er sich per Email regelmäßig bei den Familien seiner Patienten gemeldet, und war trotz Zwangsschließung seiner Praxisräume (die in die Privatklinik Teknon eingebettet sind) telefonisch und per Mail immer erreichbar.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Frauenbild und Kinderfreundlichkeit

Spanien ist ein Land mit sehr traditioneller Geschlechterrollenverteilung. Die Erwerbstätigkeitsquote der Frauen liegt unter den niedrigsten innerhalb der EU. Wenn die Frauen arbeiten, dann eher in Teilzeit und im schlechter bezahlten Dienstleistungssektor. Interessanterweise ist aber der „Gender Pay Gap“, also die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen, wiederum deutlich niedriger als in anderen Ländern, wobei sie mit durchschnittlich 16% immer noch um 16% höher ist, als angemessen wäre.
Nichtsdestoweniger hat Spanien aber den höchsten Frauenanteil in der Politik, sowie die aktivste und lauteste Frauenbewegung Europas. Die Frauen demonstrieren hier leidenschaftlich und offensiv, zu Millionen auf der Straße  – die Ungerechtigkeit, die frühere Generationen erdulden mussten, will man hier nicht mehr in Kauf nehmen. Spanien hat eines der europaweit strengsten Gesetze gegen Gewalt an Frauen, besonders hinsichtlich häuslicher Gewalt. Das hat sich bis in den medialen Diskurs durchgesetzt: Wenn hier ein Mann seine (Ex-)Partnerin ermordet, wird nicht von „Beziehungsdrama“, sondern von „Mord“ gesprochen – ein semantisch sehr wichtiger Unterschied.

Spanien hat hinsichtlich der Gleichstellung von Mann und Frau insgesamt noch sehr viel Aufholbedarf, befindet sich aber auf einem dynamischen Weg. Dass dieser aber noch ein sehr langer sein wird, hat sich mir bereits in den ersten Tagen in Barcelona gezeigt. Als ich unseren Conserje Pedro zum ersten Mal am Gang getroffen hatte, begrüßte er mich mit den Worten: „Tu eres la mujer del Austriaco!“ – „Du bist die Frau des Österreichers!“, womit meine Position und Rolle im gesellschaftlichen Gefüge gleich einmal klar war.

Das soll aber nicht heißen, dass Frauen (und auch Kinder) nicht wertgeschätzt werden! Die Galanterie wird großgeschrieben. Die Señores sind oft Caballeros der alten Schule – Türe aufhalten, Vortritt lassen, Komplimente sind an der Tagesordnung. Als Dame wird man also gut und höflich behandelt; Die Erwartung ist aber schon die, dass man seine traditionelle Rolle, also in zweiter Reihe, ausfüllt.
Ähnlich ist es mit Kindern. Selten habe ich so ein kinderfreundliches Land erlebt wie Spanien. Kinder sind überall komplett selbstverständlich dabei – es gibt keine Aktivität, wo nicht auch Kinder eingeplant wären. Abends in der Bar? Natürlich gehen die Kinder mit. Laufen sie lärmend zwischen den Tischen? Wen kümmert’s? Es sind Kinder, die sind halt so! Wenn die Kinder wirbeln, müssen halt die Erwachsenen dann auch lauter miteinander sprechen. Jeder hat für die Kinder ein liebes Wort, die Kinder werden in der Öffentlichkeit oft angesprochen, ganz natürlich in Gespräche mit einbezogen. Jeder scheint sich zu freuen, wenn Kinder da sind, Störfaktor sind sie nie. Eine erfrischend andere Lebenswelt als die, die wir aus dem leider tendenziell kinderfeindlichen Österreich gewohnt sind.
Warum dann aber gerade auf die Kinder während der Coronakrise so komplett vergessen wurde? Warum gerade sie 6 Wochen lang eingesperrt wurden, Schulen und Kindergärten nicht mehr aufsperren durften, Spielplätze geschlossen blieben, während Bars und Fitnessclubs längst wieder offen waren? Weil die Kinder in dieser machistischen Gesellschaft, wie sie die spanische immer noch ist, zwar geliebter Bestandteil sind, aber abgesehen davon nichts zu melden haben. Sie sind da, werden verhätschelt und verehrt, sind in der Hierarchie der Wichtigkeit aber doch auf unterster Stufe.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Freunde

Das Salz in der Suppe und die Kirsche auf dem Kuchen unseres Barcelonajahrs sind bestimmt die lieben Freundschaften, die wir hier schließen durften. Wir haben so viele nette Leute aus aller Herren Länder kennengelernt: aus Argentinien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz, Spanien, Trinidad Tobago und den USA. Wenn wir auch weit weg waren von unseren Lieben in der Heimat, so haben uns unsere Freunde in Barcelona doch immer das Gefühl vermittelt, nicht allein zu sein. Gerade unter den „Expats“ hat es immer ganz viel gegenseitige Unterstützung gegeben, auch emotionaler Natur, speziell während des Lockdowns ab Mitte März. Die Spanier wiederum sind uns mit spanischen Insider-Tipps zur Seite gestanden und haben unseren nicht vorhandenen Heimvorteil für uns ausgeglichen.

Meine lieben Barcelona-Freunde, wenn ihr das lest (und das hoffe ich doch!), wir danken euch für eure großartige Gastfreundschaft, Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft, viele gute Gespräche, die besten Tipps, Impulse und Ideen, die liebe Unterstützung, viele gemeinsam verbrachte schöne Tage und Abende, eure unterschiedlichen kulturellen Sichtweisen auf viele Themen, euren Trost und das „offene Ohr“, wenn immer wir es gebraucht haben, tolle Ausflüge, viele viele viele gemeinsame Mahlzeiten, Kaffees, Cavas und Vermuts, das gemeinsame Lachen, aber auch Weinen, und so vieles mehr… in Kürze also: Wir danken euch aus tiefstem Herzen für die Freundschaft, die ihr uns und unseren Kindern in diesem Jahr entgegengebracht habt, und die hoffentlich auch aus der Distanz noch weiter bestehen wird. Ihr seid uns immer herzlich willkommen, und so freuen wir uns heute schon auf ein Wiedersehen in Österreich, Spanien oder in einer anderen Ecke der Welt!

----------------------------------------------------------------------------------------------------------

F(i)estas und Bräuche

Gefeiert wird in Spanien normalerweise (abseits von Corona) ständig und alles. Jedes Dorf, jedes Grätzel hat seine eigene Fiesta (Katalanisch: Festa) und keine kommt ohne das Übliche Tschinndarassabumm aus. Musik, Tanz, viel Speis und noch mehr Trank, Böller, Prozessionen und Paraden (religiös mit unglaublich aufwändigen Heiligenfiguren, oder spaßig mit bunten Kostümen…), akrobatische Darbietungen, Verkauf von Kunsthandwerk und Krimskrams, Kinderprogramm, noch mehr Speis und noch mehr Trank, Böller, Feuerwerk, Musik, Tanz, noch mehr Trank, Tanz, Gesang. Solange es noch erlaubt war, also bis zum Lockdown im März, waren wir bei so vielen Fiestas wie möglich dabei und haben alle sehr genossen. Einige fantastische Fiestas habe ich ja bereits hier beschrieben: „Ob Geburtstag oder Todestag, man feiert die Feste wie sie fallen und wo sie fallen“.

Andere Fiestas, eigentlich eher „Bräuche“, die man aber auch Fiesta-ähnlich zelebriert, waren in dem Beitrag oben noch nicht dabei, wie zum Beispiel die „Calçots“, die man in Katalonien zwischen Februar und März/April in fröhlicher und geselliger Atmosphäre verzehrt. Calçots sind Frühlingszwiebel, die ab Januar/Februar geerntet werden und deren Ernte man dann auch gemeinsam feiert. Im Kern dieser Feiern steht eben der Verzehr der Frühlingszwiebeln, auf eine ganz besondere Art und Weise. Etwa 20 Frühlingszwiebel werden mit Spagat zu einem Bund zusammengebunden und dann im offenen Feuer komplett verkohlt. Eingewickelt in Zeitungspapier bekommt man sie serviert – dazu Handschuhe und einen Latz. Die Handschuhe braucht man, um sich vor der kohlig-schmierigen Oberfläche der Zwiebeln zu schützen, den Latz, weil die traditionelle Verzehrweise sicher nicht ohne Patzerei zu bewerkstelligen ist. Es geht nämlich so: Man nimmt einen Frühlingszwiebel am grünen Ende zwischen Daumen, Mittelfinger und Zeigefinger der linken Hand, und zieht mit der rechten Hand und einem Ruck die kohlige Außenhaut ab. Zum Vorschein kommt zart gegartes weißes Fruchtfleisch, mit einer leichten Räuchernote. Die Zwiebel taucht man sodann in eine spezielle rote Sauce aus Tomaten und Olivenöl, legt den Kopf in den Nacken und lässt sich das Ganze in den Mund gleiten. Wahre Spezialisten schaffen so einen ganzen Frühlingszwiebel ohne einmal abzubeißen (das gehört sich nämlich nicht gemäß der jahrhundertealten Calçots-Etikette – ist aber wirklich sehr schwierig, weil die Dinger ja schon ziemlich groß sind … große Verkutzungsgefahr!).

Man tut gut daran, sich über diese besondere Verzehrweise schon im Vorfeld genauer zu informieren, wenn man nämlich versuchen sollte, seine Zwiebelchen mit Messer und Gabel zu zerlegen, outet man sich sofort als Zuagraster und Nicht-Auskenner. Wer will das schon! Bevor ich die Calçots gekostet hatte, war ich ziemlich skeptisch – bin aber bekehrt! Es schmeckt wirklich köstlich und die ganze Darreichungsart mitsamt dem Drumherum (Musik, verkleidete Calçotsgrillmeister, Dekoration, viel Folklore, das obligate Kinderprogramm…) macht einfach großen Spaß. Calçots-Essen geht man auch am besten in einer großen Gruppe, mit Freunden oder Familie. So hat das Ganze wirklich lupenreinen Fiestacharakter – das Ganze zieht sich nämlich über viele Stunden hin. Nachdem die Frühlingszwiebeln verspeist wurden, geht es mit dem Hauptgang weiter, meistens Grillfleisch und scharfe Würstel, mit Tomaten, Oliven und Brot. Zum Abschluss ein Espresso und ein Schnaps, sowie eine Nachspeise, meistens Mandarinen (die zu der Zeit auch gerade reif und frisch geerntet sind) oder Crema Catalana (eine Art Vanillepudding).

Die Calçots haben wir Ende Februar gerade noch erlebt, auf einer schönen Finca außerhalb der Stadt, mit lieben Freunden, viel gutem Essen, spanischem Bahö und Ponyreiten für die Kinder. Alle weiteren Bräuche und Fiestas, derer es dann auch noch sehr viele gibt bis zum Sommer, wie z.B. Sant Jordi (Hl. Georg) am 23.4., sämtliche Osterfeierlichkeiten, Pfingsten, San Juan (24.6.) und einige mehr waren dann entweder gleich vollständig abgesagt, oder in einer sehr abgespeckten Form gefeiert worden. Da haben wir leider einige schöne Partys verpasst.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Fremdsprachige Fremde in der Fremde

Es ist oftmals schwierig, sich im Alltag praktisch ausschließlich in einer Fremdsprache verständigen zu müssen, weil es einfach fast immer mit ein wenig Anstrengung verbunden ist. Situationen, über die man zuhause nicht einmal nachdenken muss, sind in der Fremdsprache einfach nicht selbstverständlich. Gerade wenn man noch nicht hundertprozentig sattelfest in der Sprache ist, sind viele eigentlich banale Alltagssituationen herausfordernd. Angefangen mit „wie sag ich das bloß, was ich jetzt haben will?“ über „die Frage hab ich geschafft, aber was zum Henker hat der mir jetzt gerade geantwortet?“ bis hin zu „und was sag ich jetzt drauf?“ – und so ist ganz viel im Alltag mit ein wenig oder mehr kognitiver Anstrengung verbunden. Natürlich hört man sich immer stärker in die Sprache rein, je länger der Aufenthalt dauert, aber gerade am Anfang war vieles schon schwieriger als es normalerweise sein müsste.
Aber!
Jede Hürde, die man nehmen muss, bietet auch eine Chance!
In diesem Fall liegt die Chance darin, dass man sich recht ungeniert und laut in seiner Muttersprache unterhalten und lustige Begebenheiten gleich live kommentieren kann, was man sich daheim in der Form nicht getraut hätte. Im Zentrum von Barcelona, bzw. an diversen touristischen Orten muss man damit auch vorsichtig sein, aber da wo wir gewohnt haben, Les Corts am Rande zu Hospitalet de Llobregat, treiben sich tatsächlich kaum Deutschsprachige herum. Hier sind wir wirklich Fremde in der Fremde.

Eines Tages sind wir im Einkaufszentrum Finestrelles unterwegs, das in Hospitalet de Llobregat liegt, um Kleinigkeiten bei Mediamarkt und Decathlon zu kaufen. Wir sind hier so tief in Katalonien, dass im Supermarkt das Angebot sogar nur mehr auf Katalanisch und nicht einmal mehr auf Spanisch ausgeschildert ist. Als wir auf der Rolltreppe hinunterfahren, mache ich eine laute Bemerkung zu meinem lieben Ehemann, noch dazu in einem übertrieben gespielten Wiener Mundl-Slang, die ich normalerweise nicht so öffentlich, nicht im Mundl-Ton und schon gar nicht so laut machen würde. In dem Moment zuckt der Mann, der uns auf der Rolltreppe nach Oben entgegenkommt, merklich zusammen. Ich bin irritiert – was hat diesen guten Herrn denn so erschreckt, dass es ihn gar so reißt? Unten angekommen, wenden wir uns schon dem Abgang zur Tiefgarage zu, als er uns plötzlich einholt. „Jou saz eys a aous Öustaraich? Wous mouchts eys dou eyn Houspitaleyt? I bin aous da Steyamouak, aous Leiaoubn! I leyb jeyz ouwa schaou sait vüln Joan do!“ ruft er uns begeistert zu. Er scheint sich ehrlich über die Begegnung mit uns zu freuen. Bei mir überschattet in dem Moment die Peinlichkeit ein wenig die Freude, ausgerechnet in Hospitalet einen Landsmann getroffen zu haben und nach kurzem, etwas verkniffenem Small Talk meinerseits (ohne Mundlslang), trennen sich unsere Wege dann auch wieder.

Merke und Obacht! So fremd kann die Fremde und die Fremdsprache gar nicht sein, dass man nicht auch da dann mal auf Nichtfremde in der Nichtfremdsprache treffen kann.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------
----------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

G:
wie... Geburtstage

Geburtstage

Vier von fünf unserer Geburtstage in diesem Jahr fallen in die Rubrik „Treppenwitz der Geschichte“. Aber von Anfang an. Rosemaries Geburtstag im Herbst feierten wir wunderschön in der Familie, dann auch mit Kinderparty inklusive Pintacaras (Kinderschminken) und mit bunten Muffins und Krone im Kindergarten.

So ähnlich hatten wir uns auch die anderen Geburtstage vorgestellt. Also, vielleicht nicht ganz genauso, aber zumindest mit Partys, Ausflügen und viel, viel Spaß. Wie oft kommt es denn schon vor, dass man seinen Geburtstag in einer der schönsten Städte am Mittelmeer feiern kann! Klaras Geburtstag haben wir auch noch toll geplant. Drei Freundinnen sollten bei ihr übernachten, die Mädels würden davor noch einen „Cupcake Workshop“ in einer schönen Konditorei im noblen Pedralbes machen. Zum Abendessen mit den Freundinnen wünscht Klara sich Pizza, zum Frühstück am nächsten Morgen Pancakes. Sie bastelt liebevoll Einladungen für die Freundinnen und die Vorfreude ist groß.

Als am 14.3. der nationale Notstand und der komplette Lockdown ausgerufen werden, ist klar, dass die Party nicht stattfinden wird. Wir feiern ihren Geburtstag am 16.3. also im kompletten Lockdown, noch dazu bei strömendem Starkregen den ganzen Tag – der Himmel ist so wolkenverhangen, dass es kaum hell wird. Rosemarie sieht das Positive in der Misere: „zum Glück müssen wir bei dem schirchen Wetter nicht hinausgehen!“. Wir bemühen uns jedenfalls, unserer Großen trotz allem einen schönen Tag zu bereiten. Mit Torte, Cake Pops, Pizza und Pancakes. Highlight ist für sie und mich dann, dass wir am Abend „die Kleinen“ ins Bett schicken und einen Mama-Klara-Filmabend machen. Wir sehen den Generationenklassiker „La Boum – die Fete“, wobei Klara begeistert feststellt, dass der ja eigentlich erst ab 12 ist.

11 Tage später, am 27.3., wird Paul neun Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt hat sich schon eine gewisse Lockdown-Routine bei uns eingespielt. Seit gut zwei Wochen haben wir die Wohnung schon nicht mehr verlassen. Es war also von Vornherein klar, dass es keine Kinderparty geben würde können und dass wir ganz unter uns und in der Wohnung sein würden. Wir feiern mit einer neuen Carrera Bahn, Torte und Cakepops, selbstgemachten Hamburgern und einem Riesenwimmelbildpuzzle. Am Abend gibt es dann einen Papa-Paul-Fußballabend. Das Geburtstagskind ist glücklich und wir haben das Gefühl, im Zweifel das Beste aus der Situation herausgeholt zu haben.

Am 7., bzw. am 15. April folgen dann noch die Geburtstage von mir und Rudolf. Auch noch im Lockdown. Ich bekomme Karten für ein Konzert von Paul McCartney geschenkt, das am 27.6. nicht in Barcelona stattgefunden hat. Das war dann wohl meine Chance, einmal in meinem Leben einen Beatle live gesehen zu haben. Rudolf kriegt ein Lockdown-passendes Geschenk für die ganze Familie: Einen kleinen Ergometer für den Balkon. An seinem Geburtstag sind wir schon 33 Tage im Lockdown. Es folgen dann sogar noch weitere 11 Tage des Eingesperrtseins.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------
----------------------------------------------------------------------------------------------------------



 

Thema: Unser Barcelona von B über Z bis hin zum A -- Teil 2: E F G

Es wurden keine Beiträge gefunden.

Neuer Beitrag