Schiff ahoi!
Vom Picton Aquarium aus kann man schon gut zum Fährterminal hinüber blicken. Die Interislander Fähren zwischen Picton und Wellington sind so groß, dass sie ganze Züge, LKWs und natürlich etliche hundert Autos, sowie tausende Passagiere transportieren können. Auf zehn Stockwerken befinden sich einige Frachträume, zwei Kinos, ein riesiger Indoor-Spielplatz, verschiedene Lounges, Restaurants und sogar individuelle Kabinen, die mit Betten und Badezimmern ausgestattet sind.
Eine Stunde vor Fahrtbeginn muss man sich beim "Vehicle Check-in" einfinden. Man bekommt einen Platz in einer von fünf möglichen Schlangen zugewiesen (je nach Höhe und Länge des Fahrzeugs) und dann heißt es geduldig warten, bis die Frachtluken geöffnet werden und man von den Einweisern an Bord gewunken wird. Klara und Pauli sind wahnsinnig aufgeregt, flitzen zwischen den Autos hin und her und fragen ungefähr alle zwei Minuten, ob und wann es endlich losgeht. Schließlich dürfen wir "entern". Die Autos werden von den Einweisern fast wie Tetris-Steine zusammengeschlichtet -- kaum ein Fleckchen bleibt unbeparkt. Dann heißt es schnell die benötigten Habseligkeiten aus dem Auto packen und an eines der Passagierdecks wandern. Während der Fahrt ist der Zugang zu den Autos aus Sicherheitsgründen versperrt; Was dann vergessen wurde, kann man sich erst drei Stunden später in Wellington holen.
Wir lassen uns im 7. Stock des Schiffs in der "Family Lounge" nieder. Im Gegensatz zu den übrigen Passagierbereichen, wo alle wie im Flugzeug in Sitzreihen hintereinander sitzen, sind hier einzelne Sitzgruppen mit gemütlichen Fauteuils eingerichtet, zwischen denen relativ viel Platz ist, wo die Kinder herumtollen können. In der hinteren Ecke stehen fünf Computerspielautomaten, an denen man Autorennen spielen könnte, wären sie nicht alle außer Betrieb. Die Kinder stört das gar nicht -- sie freuen sich daran, in den Sportsitzen zu sitzen und das Lenkrad hin- und herzudrehen. Rudolf und mich stört es auch nicht; So ersparen wir uns von vornherein die Bettelei nach Münzen!
Wir jausnen Sandwiches und beobachten abwechselnd (wir wollen unsere Sitzecke in der Lounge nicht aufgeben...) vom Panoramadeck aus die herrliche Landschaft des Marlborough Sound. Die Natur ist hier so unberührt und rein. Es sind kaum andere Boote oder Schiffe zu sehen, während sich die Fähre zwischen den kleinen Inselchen hindurchwindet, bevor sie schließlich auf's offene Meer hinaus navigiert. Die Distanz zwischen Picton und Wellington beträgt 100km, wofür die Fähre ziemlich genau 3h braucht. Die Zeit vergeht wie im Fluge, auch dank des Zauberers Nigel Kennedy, der eine gute Dreiviertelstunde Kinderprogramm macht. Klara und Pauli lauschen ihm trotz der Sprachbarriere sehr fasziniert. Klaras einziger Wermutstropfen ist es, dass sie sich aufgrund ihrer geringen Sprachkenntnisse nicht melden konnte, als der Zauberer eine Assistentin suchte. Für sie ist das aber gleich ein Ansporn, jetzt noch besser Englisch zu lernen.
Eine gute halbe Stunde vor der Landung erscheint die Skyline von Wellington am Horizont. Die Stadt ist sehr hügelig und spannt sich im Halbbogen um eine Bucht. An ihren grünen Hängen schmiegen sich pastellfarbene Häuser aneinander, die mich von der Bauweise her ein wenig an San Francisco erinnern. In der Senke zwischen den Hügeln, rund um den Hafen befinden sich einige Wolkenkratzer mit modernen Glasfassaden -- offensichtlich das Geschäftsviertel der Hauptstadt.
Schließlich ertönt die Durchsage, dass es Zeit ist, zu den Autos zurückzukehren. Als wir im auf allen Seiten komplett eingeparkten Auto sitzen, erscheint es fast unmöglich, dass sich dieses Gewirr an in einander verkeilten Autos je wieder auflösen kann. Die Einweiser regeln das aber souverän, winken Auto für Auto aus dem augenscheinlichen Chaos und auch das Verlassen der Fähre erfolgt wieder geordnet und ruhig. Auch hier zeigt sich die Geduld und Ruhe der Neuseeländer. Ohne jede Hektik oder Drängelei warten alle, bis sie an der Reihe sind. Das könnte ich mir in Österreich nicht vorstellen: bei uns würden ziemlich sicher unvermeidliche Vordrängler für Unruhe sorgen.
Wieder an Land, freuen wir uns jedenfalls schon auf's Erkunden der neuseeländischen Hauptstadt... was wir dabei Schönes erlebt und gesehen haben, berichte ich euch morgen.