Erstes Alles im neuen Zuhause… und wie spricht man eigentlich unsere Adresse aus?
Bedingt durch Schulschluss-Halligalli, Übersiedlungsaufregungen und nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass ich in den letzten Wochen vor der Übersiedlung gesundheitlich ziemlich angeschlagen war, habe ich den Blog zuletzt leider sehr vernachlässigt. Mein Vorhaben, euch chronologisch an den einzelnen Planungsschritten teilhaben zu lassen, werde ich jetzt etwas verändern – schließlich sind wir heute seit genau einer Woche hier in Barcelona und so interessiert es euch vermutlich mehr, wie es uns in diesen ersten sieben Tagen und Nächten in der neuen Heimatstadt ergangen ist. Über die Wohnungssuche, unsere Pre-Trips, die tatsächliche Übersiedlung und andere planerische Aufregungen werde ich euch in Form von „Rückblicken“ aber auch noch informieren. Nun aber gleich zum "Wichtigsten Tag", der das erste Alles in der neuen Heimatstadt begründet:
Tag 1 (Montag, 5.8.19)
Nach rund 2000 km Zug- und Autofahrt, auf drei Reisetage verteilt (ich werde noch berichten!), treffen wir um 11h überpünktlich am Ziel ein. Unsere neue Adresse: Carrer del Cardenal Reig 15, die wir allerdings bis dato nur schriftlich bekanntgeben konnten, weil wir einfach keine Ahnung haben, wie man „Reig“ wirklich ausspricht. Nun hoffen wir, dass es im Gespräch mit Maklerin und Vermieter vielleicht doch einmal erwähnt wird! Mal sehen…
Jazmin Bustamante, die engagierte Maklerin, sowie Bernardino Basols, unser Vermieter, erwarten uns jedenfalls freundlich lächelnd bei der Einfahrt zur Garage. Aufgeregt springen wir aus dem Auto, um die beiden zu begrüßen. Señor Basols öffnet mit feierlich-zeremonieller Geste und seinem kleinen Funkpiepserl das Garagentor und schreitet voran, um Rudolf mit dem Auto den neuen Parkplatz zu weisen. Jazmin, die Kinder und ich bilden die ebenso feierliche Nachhut. Die Garage ist sehr groß und bietet Stellplätze für alle vier zusammenhängenden Häusereinheiten, die sich den Gemeinschaftsgarten, den Pool, sowie die Hausmeister (Conserjes) teilen. So geräumig und weitläufig die Garage selbst angelegt ist, so schmal und eng sind die einzelnen Stellplätze abgegrenzt. Unser S-MAX hat nach dem Einparken bei eingeklappten Spiegeln links, rechts, vorne und hinten je etwa 2cm Platz. Optimaler kann man eine Parklücke nicht ausnutzen! Unter kreischendem Dauerton der Parksensoren und spanisch-forsch klingenden Anweisungen von Vermieter Basols beweist Rudolf allerdings Nerven wie Drahtseile und manövriert den Van ohne Schrammen in sein neues Zuhause.
Anschließend geht es mit dem Aufzug nach oben in die neue Wohnung. Die Kinder erobern sie sofort, während ich zunächst nicht über das Wohnzimmer hinauskomme. Jazmin hat einen dicken Packen Vertragspapiere, sowie Unterlagen vom Wasserwerk, Strom, Gas, Telefon, Internet etc. mitgebracht, die ich alle lesen und unterschreiben muss. Basols zeigt Rudolf inzwischen, wie die TV Fernbedienung funktioniert, und wo sich der Gaszähler befindet. Dann ist Rudolf an der Reihe, ungefähr 50 Mal seinen Namen zu kritzeln. Nach diesem Unterschriftenmarathon und noch ein paar interessanten Infos rund um die Wohnung und die Anlage schießen wir noch schnell ein Erinnerungsfoto am Balkon – Maklerin und Vermieter verabschieden sich – und – wir sind allein im neuen Daheim. Jetzt geht’s ans Erkunden und Entdecken. Die Freude am Neuen ist jedenfalls groß!
Die Wohnung teilt sich primär in einen hellen und einen dunklen Bereich auf. Wie in spanischen Wohnhäusern oft üblich, hat nur der vordere Teil der Wohnung Tageslicht (also Fenster nach außen), der hintere Teil blickt auf den engen Lichthof, der als Außenabstellkammerl und Wäscheaufhängbereich praktisch ist, allerdings kaum Tageslicht in die Zimmer herein lässt. Daran, dass ein gutes Drittel der Wohnung also wirklich nur mit elektrischem Licht nutzbar ist, werden wir uns noch gewöhnen müssen. Die „wesentlichen“ Räume, also das große Wohnzimmer, sowie die zwei größeren Schlafzimmer blicken allerdings eh nach außen, genauer gesagt auf den gepflegten Vorplatz des Hotels Senator Spa, wo Palmen sich romantisch im Winde wiegen und ein Springbrunnen lauschig plätschert. Ab Mittag haben wir direkte Sonne in der Wohnung. Das werden wir besonders im Winter zu schätzen wissen – im August bedeutet es, dass wir ab Mittag alle Rollläden und die Balkonmarkise dicht machen (müssen). Das Wohnzimmer verfügt jedenfalls über den Luxus einer Klimaanlage, sodass es nie zu quälend heiß herinnen wird.
Die Küche ist groß, mit modernen Geräten ausgestattet und sehr gepflegt. Der Vermieter hat neues Geschirr und Besteck für uns besorgt, und sogar eine neue Waschmaschine hineingestellt. Ganz Barcelona-untypisch befindet sich diese in der Wohnung. In den meisten Wohnungen stehen die Waschmaschinen nämlich im Freien auf einem kleinen Extra-Balkon, der oft durch ein Lamellengitter nach außen abgetrennt ist. Bei den hiesigen Temperaturen macht es absolut Sinn, sich den Waschküchendampf nicht in die Wohnung herein zu holen – und die Gefahr, dass die Rohrleitungen im Winter einfrieren könnten, ist hier gleich null.
Der Blick auf den Vorplatz des Hotels (das beige Gebäude rechts). An den Wohnhäusern hinten lassen sich weiß im Eck unter dem linken Zipfeldach die Lamellenbalkons erkennen, wo die Waschmaschinen stehen.
Im Übrigen gibt es in unserer Wohnung zwei Badezimmer mit WC und Dusche, sowie drei Schlafzimmer (eines davon zum Lichthof), komplett ausgestattet mit geräumigen Einbauschränken für viel nötigen Stauraum. Ein netter Balkon mit Esstisch und ein paar kleinen Blümchen komplettiert die etwa 110m2, die wir ab sofort bewohnen.
Da der Großteil unserer Habseligkeiten noch irgendwo zwischen Wien und Barcelona im LKW auf Reisen ist, haben wir nur die paar Koffer auszupacken, die wir mit dem Auto mitgenommen haben. Dies ist schnell erledigt – wir können es schließlich kaum erwarten, die neue Gegend zu erkunden! Der erste Weg führt uns aber gleich einmal in eine Tapasbar gegenüber von unserem Wohnhaus. Die alte und bahnbrechende Entdeckerweisheit: „Wer alsdann hungrig forschet, ohne Labsal des Körpers, dessen Geist wird nur für Nahrung sich wahrlich öffnen mögen“ nehmen wir uns nämlich schon zu Herzen und stärken uns ordentlich, bevor wir das nächste Ziel ansteuern: Den Supermarkt. Wir nehmen die Entdeckerweisheit wirklich nicht auf die leichte Schulter – diesmal nicht nur sprichwörtlich! Mit Sackerln und Packerln beladen, schleppen wir unseren ersten Einkauf heim und freuen uns des Lebens.
Die Kinder drängen nun schon sehr an den Pool, ein weiteres Highlight unserer Wohnhausanlage. In einem wunderschönen, gepflegten Gemeinschaftsgarten befindet sich ein Sportbecken, ein Kinderpool, ein Basketballplatz, ein Spielplatz, sowie eine weitläufige Liegewiese – eine echte Oase mitten in der Großstadt.
An jenem Abend, nachdem wir am Balkon einen Großteil des ersten Einkaufs vertilgt haben, fallen wir alle recht müde in die neuen, ungewohnten Betten. Rosemarie und Pauli müssen sich sogar noch ein Doppelbett teilen, da wir für Rosemarie noch kein Kinderbett haben. Die Nacht ist dann auch recht unruhig: Pauli fällt gleich einmal aus dem sehr hohen Bett (die Betten sind hier nämlich alle sehr, sehr hoch, zum Ausgleich aber auch sehr kurz und eher schmal) und knallt natürlich genau neben die von mir vorsorglich zum Schutz aufgelegten Pölster auf den Steinboden. Das folgende Schluchzen weckt Rosemarie, und während Pauli dann schon wieder friedlich auf seiner Beule schlummert, ist die Kleinste orientierungslos und verzagt und will dann gar nicht mehr so wirklich schlafen. Rudolf verbringt sodann einen Teil der Nacht besonders kuschelig (be)eng(t) im (wie erwähnt sehr hohen, kurzen, schmalen) Kinderbett und als der Morgen graut, sind wir alle froh, dass die Nacht vorbei ist. In der Form schreit sie auch nicht nach Wiederholung – und allen ist klar: Ein Kinderbett für Rosemarie hat höchste Priorität. Tag 2 führt uns also zum Unmöglichsten aller schwedischen Fleischbällchenfritter. Dass der hier auch alle duzt, fällt nicht so unangenehm auf. Die Spanier sind tendenziell sowieso eher per Du. Was wir abgesehen davon dort so erlebt haben, ob wir nicht nur Fleischbällchen und Hotdogs, sondern auch ein Kinderbett erstanden und (besonders wichtig!) ob wir auch endlich herausgefunden haben, wie man unsere Adresse eigentlich wirklich ausspricht (am Morgen des Tag 2 wissen wir es nämlich immer noch nicht) – davon berichte ich in der nächsten Episode.