Dschungelgarten in Nelson

Als wir am Morgen des 2. Jänner die Fähre zur Südinsel nehmen wollen, regnet es in Strömen. Was für ein Abschied von Wellington, das sich uns bis dahin immer nur im strahlendsten Sonnenschein präsentiert hatte. Nun, das lindert natürlich unseren Trennungsschmerz und wir freuen uns eigentlich auch schon wieder auf die Fährfahrt. Wo wir bei der Hinreise im wolkenlosen Traumpanorama des Marlborough Sound schwelgen konnten, erwarten uns diesmal tief zwischen den bergigen Inseln hängende Wolkenschwaden, Dauerregen und eigentlich... die Farbe Grau in allen möglichen Schattierungen. Die Überfahrt ist dadurch lang nicht so spektakulär wie zuletzt, was wir wohl verschmerzen können -- schließlich wissen wir ja schon, wie es sein könnte und vertreiben uns die Zeit mit Lesen, Nickerchen und der Hexe Huckla. "Englisch Lernen mit Hexe Huckla" ist derzeit Klaras Lieblingsbuch. Ein Bilderbuch mit Hörspiel-CD, das Kindern im Alter von Klara und Pauli auf spielerische Art und Weise Grundbegriffe der englischen Sprache beibringt. Huckla, eine kleine deutsche Hexe, lernt die freche englische Hexe Witchy kennen -- gemeinsam erleben die Hexen einige Abenteuer und stellen allerlei Hexenstreiche an. Zu den liebevoll gestalteten Bildern wird die Geschichte im Hörbuch erzählt, werden Begriffe erläutert und häufig wiederholt und kleine Reime und Lieder zur Auflockerung gebracht. Die Kinder (speziell Klara) sind davon so begeistert, dass sie Buch und Hörspiel oft drei, vier Mal hintereinander lesen und hören wollen. Großen Spaß macht dann natürlich auch gleich die Anwendung des neu Erlernten in der Praxis. Zu unserer Überraschung trauen sich beide, mit den Neuseeländern ein wenig "zu plaudern" und ihr Wissen zum Besten zu geben.

  

   

Nach dreistündiger Fahrt hat die Südinsel uns wieder. Auch das liebliche Picton ist unter einer grauen Wolkenhaube verschwunden und die Fahrt entlang der Nordküste der Südinsel in Richtung Nelson absolvieren wir ebenfalls im Dauerregen. Schade! Schließlich passieren wir gerade eines der schönsten Gebiete Neuseelands (laut Reiseführer, Rachel und anderen Kundigen) -- und sehen davon fast nichts. Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, an verschiedenen Punkten der Route stehenzubleiben und die Gegend zu Fuß zu erkunden, lassen dies nun aber lieber bleiben. Die Straße führt uns am Meer entlang über einen Gebirgszug -- engste Kurven, bergauf und bergab... eine recht wilde Fahrt, wo es einem schnell einmal schlecht werden kann. So ergeht es leider unserer Klara -- und Huckla ist schuld! Obwohl sie es auf der Fähre mindestens zwei Mal gelesen und gehört hatte, konnte sie sich vom Huckla-Buch auch im Auto nicht trennen, was ihr Magen bei der turbulenten Kurvenfahrt leider nicht so goutieren konnte. Wir bleiben dann doch einmal stehen, um frische Luft zu schnappen, woraufhin Klaras Gesicht wieder Farbe annimmt. Sie fühlt sich bei der Weiterfahrt jedenfalls so genesen, dass sie unsere Warnungen in den Wind schlägt und sofort wieder das Huckla-Buch zur Hand nimmt. Pauli und Rosemarie verschlafen die Gebirgsfahrt, während Rudolf und ich abwechselnd betonen, wie schön es doch sein könnte, wäre das Wetter nur besser. Ein unerwartetes Highlight bietet sich uns dann doch noch: Am Wegesrand, mitten im Gebirge und relativ fern von jeder Zivilisation steht auf einmal ein richtig festlich geschmückter Christbaum.

Da wir während der Fahrt nun nirgends länger stehenbleiben konnten, erreichen wir Nelson nun wesentlich früher als geplant. Am Rande des Abel Tasman National Parks gelegen, ist Nelson mit rund 50.000 Einwohnern eine richtige Metropole an der Küste. Aufgrund eines großen Cricketspiels am 3. Januar sind sämtliche Betten im Ort ausgebucht. Wir hatten natürlich vorreserviert (mit den Kindern haben wir keine Lust auf langwierige Herbergssuche), diesmal allerdings keinen Platz mehr in den sonst üblichen Motels bekommen und so ein kleines Häuschen namens "Coastal Escape" gebucht. Ganz genau wissen wir nicht, was uns da erwartet, als wir von der Hauptstraße abbiegen und ein steiles Gäßchen hinaufkriechen. Umso überraschter sind wir dann, als sich an der angegebenen Hausnummer einfach nur dichtester Dschungel befindet. Von der Straße aus ist nicht erkennbar, ob es hier überhaupt ein Haus gibt und ich befürchte bereits insgeheim, Opfer eines Internetbetrugs geworden zu sein. Mutig steigt Rudolf aus und verkündet, sich durch den Dschungel durchschlagen zu wollen, um nachzusehen, was sich hinter den Bäumen befindet. Und siehe da: Ein wahres Schmuckkästchen mit Traumblick über die Bucht (ach, wenn nur das Wetter besser wäre!) wartet da auf uns. Die Kinder sind vor allem von dem tollen "Garten" begeistert, schlüpfen ins Regengewand und warden nicht mehr gesehen. Am Abend grillen wir Würstel im warmen Regen unter einer Dschungellaube (essen aber drinnen im Haus) und schlafen, umgeben von so viel Grün und beim sanften Plätschern der Regentropfen und des kleinen Bächleins, das durch den Garten fließt, richtig gut.

    

Auch innen ist das Häuschen wirklich besonders fein -- wen's interessiert, der kann sich hier schöne Fotos www.holidaynelson.co.nz/holiday-homes/nelson/nelson/coastal-escape davon ansehen. Da hätten wir es durchaus länger ausgehalten, wenn es nur nicht so viel geregnet... oh, das hatte ich schon erwähnt.

          

So genießen wir dann halt ein wenig ruhigere Familienkuschelzeit (und doch auch den Ausblick, wenngleich... gut, ich hör schon auf!).

Thema: Dschungelgarten in Nelson

Cool!

Love that cottage. Remind me to tell you about my Airbnb experience in Paris where I too had a sinking moment of fear that it was all a fraud. All worked out in the end! Loving your blog and looking forward to seeing you in February.

Rosemarie...

...hat den gleichen Mund wie Klara, Klara blickt so liebevoll auf ihre kleine Schwester! Nelson - ein tolles Häuschen, aufregende Erlebnisse, spannend erzählt. Gut, dass Ihr heute keine Fähre nehmen müsst, bei diesem Sturm!! Klara und Paul plaudern schon auf Englisch? Ist ja wunderbar! What a side-effect!

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