Die erste Etappe ist geschafft. So wie wir.
Am 20.12. wie immer überpünktlich um 18h45 stand das Taxi in Form meines Bruders Georg, Nichte Laura und 10-Sitzer-Bus (danke, Fritz Affenzeller!) vor dem Haus in der Türkenschanzgasse. Zu dem Zeitpunkt, wie bereits letztens beschrieben, waren wir alle so aufgeregt (aus unterschiedlichen Gründen und mit ganz unterschiedlichen Mechanismen, dies zu zeigen), dass wir einfach nur froh waren, dass es endlich losging.
Am Flughafen angekommen, überreichten wir Georg mehr als symbolisch die dicken Winterjacken, die wir zur Flughafenfahrt natürlich noch benötigt hatten, sowie den MaxiCosi-Felleinsatz, tauschten diese gegen leichtere Jacken und schon gesellte sich neben die Aufregung ein klein wenig Urlaubsgefühl.
Bei Check-in und Sicherheitskontrolle waren alle Beteiligten sowohl sehr freundlich, als auch sehr sehr hilfsbereit und verständnisvoll für unsere diversen Großfamilie-am-Langstreckenflug-Sorgen-und-Masse-an-Gepäckstücken. Ihr werdet es kaum glauben, aber allein unser Onboard-Krimskrams füllte beim Security Check 11 (in Worten: elf!) graue Wannen. Die Geduld des Austrian Airlines- und auch des Sicherheitspersonals muss hier lobend erwähnt werden. Wirklich guter, freundlicher Service. Danke!
Nach einem kleinen Abstecher in den Duty Free Shop machten wir es uns erst einmal in der Airport Lounge gemütlich. Klara und Pauli waren begeistert von dem Buffet (an dem de facto eine knappe Stunde vor der Sperrstund' kaum mehr was zu finden war) und brachten einen Snack nach dem anderen zu unserem Tisch. Das Herausfischen von Soletti aus einer Salatschüssel, mithilfe einer großen Gebäckzange, wie es seitens Lounge vorgesehen war, gestaltete sich zum fröhlichen Geschicklichkeitsspiel für die zwei. Wir stärkten uns noch an Suppe, Buttersemmerln und Kakao, machten eine kleine Schlafenszeit-Katzenwäsche und zogen weiter zum Gate G03, das schon ziemlich voll war. Wieder kamen wir allerdings in den Genuss eines überaus freundlichen Priority-Service, durften uns mit unseren Sackerln und Packerln und mittlerweile schon sehr überdrehten Kindern in der Business Class Wartezone ausbreiten und als allererste (sogar noch vor den Edlen mit First Class Tickets) an Bord gehen.
Klara und ich hatten Sitze in der für die Babykörbchen vorgesehen 11. Reihe, während Rudolf und Pauli leider ganze acht Reihen dahinter Platz nehmen mussten. Der Flug war bereits im Oktober so ausgebucht, dass es nicht möglich war, uns fünf näher aneinander zu setzen. Die Kinder nahmen es gelassen. Die Aufregung rund um den Flug selbst und alles, was es da zu entdecken gab, sowie das Inflight-Entertainment am individuellen Monitor mit Touch-Funktion waren genug, um keine Sehnsucht aufkommen zu lassen. Klara und Pauli spielten Memory, schauten "Minions" und klickten sich zwischendurch begeistert durch alle anderen Angebote. Für mich war es ein wenig anstrengender. Rosemarie wollte nicht so lange in ihrem Körbchen liegen, sondern lieber an meiner Brust hängen, was dazu führte, dass ich kaum aufstehen konnte... jeder WC-Gang oder auch Banalitäten wie das Aufheben eines heruntergefallenen Gegenstands wurden zur Herausforderung, zumal dann endlich auch Klara eingeschlafen war. Übrigens wollte Rosemarie ja noch vor dem Start (aber bereits während der Fahrt zum Rollfeld) allen nicht nur sprichwörtlich zeigen, was in ihr steckt und entleerte ihren Darm so gründlich, dass ihr der Windelinhalt fast bis zum Halse reichte. Nun durften wir aber nicht mehr aufstehen und mussten warten, bis "die Reiseflughöhe erreicht ist und die Anschnallzeichen erloschen", um endlich auf dem Briefmarkengroßen Wickeltisch am winzigen Flugzeug-WC das top-to-toe Reinigungsservice mit komplettem Gewandwechsel durchführen zu können. Aber, so wie es halt so ist, die Zeit vergeht, irgendwann geht alles vorüber und so landeten wir auch halbwegs pünktlich um 15h Ortszeit in einem brütend heißen Bangkok.
Schon der internationale Flughafen ist so exotisch und fremd -- so viele Eindrücke! Die fremde Schrift, die Gerüche, die Stimmen, der Lärm... alles ein wenig anders, aber wunderbar aufregend. Bei der Passkontrolle wurden wir noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass das Mitnehmen von Buddha-Statuen in jeglicher Form verboten ist und auf Drogenschmuggel in Thailand die Todesstrafe steht. Jeder von uns fünf wurde fotografiert und alle Pässe abgestempelt. Rudolf und ich freuen uns diebisch-kindisch darüber, nun einen thailändischen Stempel in unserem Pass zu haben! In der Ankunftshalle wartete schon ein Fahrer auf uns, der uns zum Hotel bringen sollte. Auf der Fahrt kamen wir aus dem Staunen gar nicht heraus. Zwischen modernen Hochhäusern mit Glasfassaden mit chromblitzenden Elementen stehen winzig kleine Holzhäuschen, vor deren Verandas kleine Obststeigen stehen, dazwischen ein Kleiderständer mit ein paar bunten Stücken und ein großer Kochtopf, in dem eine (vermutlich höllisch scharfe) exotische Speise blubbert. All das ist ordentlich ausgepreist und steht zum Verkauf. Am Boden davor sitzen Menschen und löffeln ihre Mahlzeiten aus kleinen Schüsseln, manche musizieren und singen, andere schnattern laut in dem wirklich ein wenig an Vogellaute erinnernden Thailändisch. Als ein offener (!) Schulbus an uns vorbeibraust, in dem die Kinder eingepfercht teils stehen, teils sitzen, sagt Pauli ganz überrascht: "Ein Schulbus! Alle Kinder haben braune Gesichter!", woraufhin Klara, die ja schon sehr "weltgewandt" ist, ihm sofort erklärt: "In Thailand haben alle Menschen braune Gesichter. Deshalb haben auch die Schulkinder braune Gesichter!". Pauli ist baff. Dass wir anders aussehen, macht sich auch darin bemerkbar, dass wir (speziell die Kinder mit ihren hellen Augen und dem zarten Teint) sehr unverhohlen angestarrt werden. Ganz offen wird auch über uns gesprochen, getuschelt und gekichert, was wir zwar nicht verstehen können, aber in der Situation einfach offensichtlich ist.
Das Hotel ist wunderschön und es tut so gut, sich nach dem langen Flug ausstrecken zu können, sich ein wenig frischzumachen und umzuziehen. Die Kinder wollen gleich zum Pool und so gestalten wir den Nachmittag und Abend recht entspannt. Während in Bangkok insgesamt das Weihnachtsfest naturgemäß keine große Rolle spielt, ist hier alles für die Touristen dekoriert. Kunstschnee, Santa Claus und Rentiere in aufwändigen Installationen bieten einen skurrilen Kontrapunkt zu der brütenden Hitze. Abends gehen wir gleich im Hotel essen. Die Speisekarte ist teilweise thailändisch, teilweise auch international mit den üblichen Verdächtigen der internationalen Hotelspeisekarten: Club Sandwich, Burger, Pasta. Die Kinder wählen Ripperln mit Pommes Frites. Rudolf und ich sind mutiger und wagen uns an echte Thai-Gerichte. Zur Vorspeise teilen wir uns einen Glasnudelsalat mit hauchdünn geschnittenem Gemüse, Limetten, Stückchen von faschiertem Schweinefleisch und Garnelen. Vorsichtigerweise haben wir alle Gerichte ignoriert, die mit einer oder mehr "Pfefferonischoten" in der Karte als besonders scharf ausgewiesen waren. Im Umkehrschluss müßte dann natürlich alles andere recht mild sein? Nun, der Glasnudelsalat war so scharf, dass nicht einmal das Kokoswasser direkt aus der frischen Kokosnuss oder Klaras frischer Zuckermelonensaft das Feuer im Mund löschen konnte! Ich musste aus Selbstschutz dann schon die Chilistückchen herausfischen und an den Rand befördern (alle die mich besser kennen, werden wissen, dass ich sowas eigentlich gar nicht leiden kann -- Rosinenpickerei beispielsweise). Auch Rudolf hatte schon eine recht gesunde Farbe aufgezogen und saugte hörbar die Luft zur Zungenkühlung ein. Die zahlreichen Kellner lassen sich nichts anmerken, aber wir sind uns sicher, dass sie sich insgeheim über die verweichlichten Europäer lustig machen...nehmen es aber eh auch sportlich! Zur Hauptspeise gönne ich mir ein köstliches Pad Thai und Rudolf Cocoscurry mit Huhn, Gemüse und Jasminreis. Als Nachspeise teilen wir vier uns einen "süßen Klebreis mit frischer Mango", wo auch die Kinder noch einmal so richtig gut zuschlagen. Die Müdigkeit macht sich aber schon bei uns allen bemerkbar... dem Familienvater fallen bei der Nachspeise sogar schon die Augen zu. Ab ins Bett und gute Nacht! Jetlag Part 1.