Da geht's um was: Wohnungssuche in einem fernen Land. (Teil I)
Eine besonders wichtige Komponente in der Planung und Vorbereitung – aber auch im gesamten Gelingen des Barcelona-Jahrs – war natürlich die Wohnungssuche. Gut gelegener, angelegter und eingerichteter Wohnraum kann richtig glücklich machen. Ist er das alles nicht, kann er wiederum richtig unglücklich machen. Dazwischen gibt’s nicht viel; Neutral oder gleichgültig stehen wohl die Wenigsten ihrem Heim gegenüber. Nun könnte man natürlich sagen, dass es bei einer Wohnung auf kurze Zeit nicht so wichtig ist, dass alles 100% passt. Das ist natürlich richtig – eine Wohnung für nur ein Jahr bietet mehr Spielraum für Kompromisse. Damit wir aber möglichst wenig Kompromisse eingehen würden müssen, habe ich mich schon früh und mit viel Begeisterung dem Projekt „Wohnungssuche“ gewidmet.
Barcelona ist nicht riesig, aber doch groß genug, dass man nicht in jeder Gegend wohnen möchte, bzw. auch sollte. Für uns war von vornherein die Nähe zur Schule der Kinder ein wichtiges Kriterium. Der tägliche Schulweg sollte in einer angemessenen Zeit (maximal 30 Minuten) mit den öffentlichen Verkehrsmitteln möglich sein. Andererseits wollten wir aber doch so urban wohnen, dass wir das Großstadt-Gefühl dieser schönen Metropole so richtig auskosten würden können. Die DSB liegt schließlich im nordwestlichen Vorort Esplugues de Llobregat, einem wunderschönen Kleinstädtchen mit viel Grün, verkehrsberuhigten Straßen und tollen Villen, das irgendwie eh ein bisschen an Klosterneuburg erinnert. Der Promifaktor ist hoch: So wohnen unter anderem Shakira und Piqué mit ihren Söhnen in Esplugues, wobei – Klosterneuburg hat immerhin Andy Baum und Schneckerl Prohaska! Zusammenfassend kann man sagen, dass Esplugues sicher viel Lebensqualität und Promis bietet, und trotzdem für dieses eine Jahr nichts für uns ist. Es ist einfach zu weit weg vom Zentrum, es fehlt das emsige Gesumms und Leben der katalanischen Hauptstadt, das uns ja eigentlich angezogen hatte.
Bisher hatten wir in Barcelona immer die touristischen Trampelpfade besucht – den herrschaftlichen Stadtteil Eixample (sprich: Äschamplä), das bunte Bobo-Dorf-in-der-Stadt Vila de Gràcia, die Altstadt Barri Gòtic und das Viertel um den Stadtstrand Barceloneta. Jeder dieser Stadtteile ist für sich wunderbar und hat viel Charme und Besonderheiten – das wissen aber auch die Touristen! Speziell in den Sommermonaten, aber sogar in den übrigen Monaten des Jahres, sind Eixample, Barceloneta und Gòtic so überlaufen von Touristen, dass man kaum mehr Einheimische zu Gesicht bekommt. Wenn man selbst mit dem Touristenstrom mitwogt, fällt das gar nicht so negativ auf… ob man aber immer so leben will, ist natürlich eine andere Frage. Jedes Jahr kommen rund 27 Millionen Touristen in die Mittelmeermetropole – und treffen dort auf lediglich 1,61 Millionen Barcelonesen (Àrea Metropolitana: 3,16 Mio.). Das war also ein weiteres Kriterium in unserer Wohnungssuche, neben der Nähe zur Schule – die möglichst große Absenz von Touristen. Wenn schon Barcelona, dann auf barcelonesisch!
Nun, wie gesagt, kannten wir aber abseits der Touristenviertel keine Gegend von Barcelona und konnten so also auch nicht abschätzen, wo es uns überhaupt gefallen würde: Wo es zwar urban, aber doch familienfreundlich, sauber, sicher und auch leistbar sein könnte. Wir sind‘s pragmatisch angegangen, mit dem Stadtplan und Öffi-Fahrplan in der Hand. Im November 2018 sind Rudolf und ich für ein paar Tage in der Stadt, um einerseits die Schule kennenzulernen, also auch erste Gespräche wegen der Aufnahme der Kinder zu führen – und andererseits Barcelona einmal durch die Brille „Wohnen/Leben“ zu betrachten. Nach unseren Gesprächen an der DSB schnappen wir uns also den Stadtplan und marschieren von der Deutschen Schule aus Richtung Barcelona Zentrum. Der Weg führt hinaus aus Esplugues, durch Hospitalet, wo viele südamerikanische Einwanderer leben, hinein nach Les Corts, einen sozial sehr heterogenen Bezirk. Diese Strecke wird auch von etlichen Buslinien, drei Straßenbahnlinien und einer U-Bahnlinie befahren, und führt teilweise entlang einer der großen Hauptverkehrsadern Barcelonas, der „Avinguda Diagonal“, die, wie der Name schon vermuten lässt, die Stadt einmal quer durchschneidet, von Südosten nach Nordwesten. Verkehrstechnisch passt dieses Les Corts also schon mal ganz gut – aber wie ist es sonst? Wir verwenden unsere 2,5 Barcelonatage auf intensive Spaziergänge durch den Bezirk. Was wir sehen, gefällt uns gut – viele Parks, Spielplätze und Sportanlagen, Märkte, kleine Geschäfte, Restaurants und Cafés – und nicht zuletzt das Camp Nou, Heimstadion des FC Barcelona, was Rudolfs Herz gleich einmal höher schlagen lässt. Breite Straßen mit Hochhäusern wechseln sich ab mit kleineren Gassen mit fast dörflichem Touch, dazwischen immer wieder größere und kleinere Parks. Wie gesagt, ist Les Corts sozial sehr heterogen. Einige Bereiche des Bezirks wirken recht nobel, während andere wiederum schäbig und heruntergekommen sind, und das oft in direkter Nachbarschaft. Überwiegend ist Les Corts aber wohl ein ganz solider, mittelständischer Bezirk.
Ich erkundige mich bei meiner barcelonesischen Freundin Marta, um ihre Meinung zu Les Corts einzuholen. Sie antwortet mir, dass Les Corts auf jeden Fall eine interessante Mischung an urbanem Lebensgefühl und familiärer Atmosphäre bietet, also gerade genug Lebendigkeit, um Spaß zu machen, aber nicht so viel, dass man sich als Familie mit Kindern davon überfordert oder im Alltag belästigt fühlen könnte. Damit bestätigt sie erfreulicherweise die Meinung, die wir uns selbst vor Ort gebildet hatten und wir beschließen, die Wohnungssuche auf diesen Bereich zu beschränken:
Im Frühjahr 2019 starte ich die Suche dann schließlich intensiver. Ich lade mir diverse Barcelona-Immo-Apps herunter, definiere die Suchkriterien und scrolle mich tagtäglich durch die Listen an Angeboten. Eines ist schnell klar: Möblierten Wohnraum in einer Größe, wie es eine fünfköpfige Familie braucht, mit einem leistbaren Mietpreis, und dazu Balkon oder Terrasse, gibt’s in Barcelona nicht gerade wie Sand am Meer. Dazu kristallisiert sich bei meinen Recherchen auch sehr rasch heraus, dass der Wohnungsmarkt hier sehr dynamisch ist – wenn ein schönes Objekt auf den Markt geworfen wird, ist es auch ganz schnell wieder vermietet. Die Wohnungen, die länger im Angebot sind, haben meistens einen Haken, der sich bei der Besichtigung herausstellt; Oder es sind gar: Estafas! Die berüchtigten Mietbetrügereien, die es in Spanien leider zuhauf gibt.
Dank meiner stundenlangen Lektüre diverser Ausländerforen und -seiten im Internet bin ich aber vorgewarnt. Aufgrund ihrer Hilflosigkeit als Neuankömmlinge, dazu oft auch noch mangelnden Sprachkenntnissen und nicht vorhandenen Kenntnissen der spanischen Mentalität, sind gerade die Ausländer sehr beliebte Opfer von Wohnungsbetrügereien. Zum Glück gibt es hunderte dieser negativen Erfahrungsberichte im Internet, es gibt sogar eigene Agenturen, die sich damit beschäftigen, und versuchen, möglichst jeden dieser Fälle aufzuklären und Gerechtigkeit herzustellen. Meist leider ein Kampf gegen Windmühlen. Da werden beispielsweise Wohnungen hergezeigt, Verträge unterschrieben und hohe Anzahlungen geleistet, und bei der Schlüsselübergabe wird einfach ein falscher Schlüssel übergeben – während der neue „Mieter“ verwundert versucht, „seine neue Wohnung“ aufzusperren, hat sich die vermittelnde „Agentur“ ganz, ganz schnell in Luft aufgelöst. Das Geld ist futsch, der Vertrag wertlos, weil es den Vertragspartner ja in Wirklichkeit gar nicht gibt. Auch beliebt: Die Mehrfachvermietung. Ein neuer Mieter zahlt sämtliche Provisionen, erlegt mindestens drei Monatsmieten Kaution, zieht ein, wohnt ein paar Wochen in seiner neuen Wohnung – fährt übers Wochenende weg und kommt zurück in eine Wohnung, in der zwischenzeitlich jemand anderer wohnt. Seine persönlichen Gegenstände wurden einstweilen entsorgt. Sehr beliebt ist auch die Geschichte des sympathischen, bereits pensionierten Vermieters, der derzeit im Ausland lebt und die Wohnung als Wertanlage für seine Kinder und Enkelkinder hält. In persönlichen Mails (abseits von der betreuenden Immoagentur) berichtet er ganz viel über sich, schickt vielleicht sogar Fotos von der Familie, erkundigt sich sehr interessiert über die Lebensumstände des potentiellen Mieters (man sei ja schon etwas aufgeregt, sein Eigentum in fremde Hände zu geben), um dann freudig festzustellen, dass er sich glücklich schätzen könne, solche Mieter zu bekommen. Nichts würde ihm mehr Freude bereiten, als ein persönliches Kennenlernen – allein, es sei nicht möglich, weil er eben im Ausland weile. Man könne aber den ganzen Agenturprozess abkürzen, indem man ihm den unterschriebenen Vertrag einfach per Post zuschicke und das Deposit von drei Monatsmieten an sein ausländisches Bankkonto überweise. Die Schlüsselübergabe vor Ort würde sodann eine liebe Freundin der Familie übernehmen. Nun, ich glaube, ich muss gar nicht weiter erzählen, wie solche Geschichten in der Regel dann ausgehen. Da sind kleinere Schwindel, wie kosmetisch-beschönigende Fotos bei der Wohnungsannonce ja schon fast nicht mehr erwähnenswert daneben.
Mit morbider Faszination lese ich ganz viele dieser Betrugsstorys und weiß ganz schnell: „Auf so einen offensichtlichen Blödsinn würde ICH bestimmt niemals hineinfallen!“.
Ende Mai 2019 möchten Rudolf und ich auf einen Besichtigungstrip nach Barcelona fahren. Wir sind von Montag Früh bis Mittwoch Abend in der Stadt unterwegs und ich versuche, in diesen knapp drei Tagen möglichst viele Besichtigungstermine unterzubringen. Wie eine Projektleiterin bereite ich mich auf dieses Unterfangen vor. Ich führe ganze Tabellen mit Infos zu allen Wohnungen: Lage, Preis, Ausstattung, Fotos, Agenturkontakte, Termin, Platz für persönliche Anmerkungen etc. Das macht mir großen Spaß und gibt mir das Gefühl, absolut Herrin der Lage zu sein. Ich schreibe mit den Maklern über Whatsapp, Email oder über die Immobiliensuch-Apps zumeist auf Spanisch und freue mich darüber, wie gut das schon klappt. Alle von mir angefragten Wohnungen werden über Makler vermittelt und wirken allesamt ganz seriös. Ich überprüfe auch die Websites der Makler (ich habe schließlich genug Horrorgeschichten gelesen, um besonders auf Nummer sicher zu gehen!) – alle verfügen über offizielle Einträge im katalonischen Immobilienmaklerregister und ich bin beruhigt.
Eine Wohnung, die sich übrigens genau um die Ecke von unserer jetzigen Bleibe befindet, hat es mir von den Bildern her besonders angetan. Schöne, helle Räume, ein weiter Blick über die Stadt und vor allem ein Garten mit Spielplatz und Pool machen sie zu etwas ganz Besonderem. Die Lage im "Carrer Pintor Ribalta" ist auch toll. Ich schicke eine Anfrage über die App der Immobilienplattform Idealista und bekomme rasch eine freundliche Antwort von Conchi, der Maklerin. Wir vereinbaren einen Besichtigungstermin, den ich gleich mit Vorfreude in meine Tabelle eintrage. Einige Tage später bekomme ich eine Zuschrift per Mail von Marta Navarro Garcia. Sie schreibt mir ganz sympathisch, dass sie die Eigentümerin der Wohnung im Carrer Pintor Ribalta sei, dass sie die Wohnung erst letztes Jahr komplett renoviert habe, und dass die Gegend ruhig und schön sei, besonders für Familien. In der Küche hätte sie neue Geräte verbaut, die Möbel seien auch neu – sie würde aber auch unmöbliert vermieten, ganz so wie wir es wollen. Abschließend schreibt sie noch, dass sie gerne auch ein bisschen mehr über uns erfahren würde – wer wir seien, wie viele Personen in der Wohnung leben sollten und für wie lange wir zu mieten vorhätten. Emsig schreibe ich gleich zurück, beschreibe unsere Familie und unser Vorhaben – ich will schließlich einen guten Eindruck als mögliche Mieterin machen! Das scheint mir auch gleich zu gelingen. Marta antwortet rasch, dass wir ja genau ihren Vorstellungen einer seriösen, respektablen Familie entsprächen und sie sich sicher sei, dass wir eine Übereinkunft treffen würden können. „Ich möchte euch auch ein wenig über uns erzählen“, schreibt sie freundlich, „wir sind eine respektable Familie, mein Mann ist 56 und ich bin 53 Jahre alt. Wir lieben Tiere und die Natur und sind deshalb vor einigen Jahren von Barcelona nach Bilbao gezogen, um an einem ruhigen, schönen Ort eine eigene Landwirtschaft zu bewirtschaften. Die Wohnung in Barcelona haben wir nun als Anlage für die Pension, und möchten sie gerne vermieten – allerdings ist es schwierig für uns, die Wohnung selbst herzuzeigen, weil die Reise von Bilbao zu weit ist und wir die Landwirtschaft nicht so lange allein lassen können.“ Ja klar, denke ich mir da, darum haben sie ja auch Conchi als Maklerin beauftragt – und antworte Marta ganz verständnisvoll, dass das natürlich ganz klar und sowieso kein Problem sei. Streberhaft lobe ich noch einmal ihre schöne Wohnung und bekräftige, dass wir uns schon sehr auf die Besichtigung freuen würden. Marta antwortet erfreut. Ja, großartig, sie habe mir noch einige weitere Fotos beigefügt. Weil sie eben nicht selbst nach Barcelona kommen könne, würde sie die Vermietung gern über eine bestimmte Plattform machen – wenn ich damit einverstanden sei, sollte ich ihr antworten, dann würde sie mir das Prozedere erklären. Aha, eine Plattform, soso, naja, andere Länder, andere Sitten, denke ich mir, und klicke mich sogleich durch die Fotos. Die kommen mir dann aber doch ziemlich spanisch vor: Die Bilder zeigen nämlich eindeutig nicht die Wohnung, die in der Immobilienannonce zu sehen ist, auf die ich vor Tagen geantwortet hatte. Ich schau nochmal, vergleiche, ob es an einem anderen Kamerawinkel oder Licht liegen könnte – aber nein, eindeutig ist es eine andere Wohnung! Ja, aber Hallo! Was ist denn da los? Naiv und etwas doof schreibe ich Marta gleich zurück: „Liebe Marta, danke für die Fotos der Wohnung! Ich bin nur etwas verwirrt, weil sie nicht die Wohnung zeigen, die in Idealista beworben wird?! Ich glaube, das muss ein Irrtum sein…“. Martas Antwort folgt prompt. Nein, nein, kein Irrtum, da sind wohl in der App die falschen Fotos drinnen… das kann schon einmal passieren, dass es da Datenbankfehler gibt.
Da erst beginnt es bei mir zu dämmern. Die freundliche, respektable Vermieterin, die nicht selbst die Wohnung herzeigen kann… die über eine nicht näher genannte „Plattform“ vermietet… die so lieb und persönlich von sich selbst schreibt… das hab ich doch schon einmal wo gelesen! Schnell gebe ich die Fotos, die mir Marta von der Wohnung geschickt hat, in die Google-Bildersuche ein. Siehe da, sie zeigen eine Ferienwohnung in Benidorm. In meinem Kopf schrillt der Estafa-Alarm! So nicht mit mir! Denen werde ich das Handwerk legen, Marta, Conchi und der ganzen Verbrecherbande. Ich logge mich in die Idealista-App ein und melde die Wohnung sofort bei den Plattformbetreibern als „Betrugsannonce“. Idealista reagiert wie erwartet schnell – es handelt sich hierbei schließlich um die größte Immobilienplattform Spaniens, die ja auch einen seriösen Ruf zu verteidigen hat. Idealista rühmt sich selbst damit, ganz strenge Compliance-Prozesse laufen zu haben und so mögliche Betrügereien gleich im Keim zu ersticken. „Danke für die Meldung, wir haben Ihre Zuschrift geprüft und die Annonce offline gestellt.“ Meine Genugtuung ist groß – bis ich ein Mail von Conchi bekomme. „Ich verstehe nicht, wie du auf die Idee kommst, dass es sich um einen Betrug handeln könnte? Wir haben die Wohnung als alleinbeauftragte Makler, das ist absolut seriös!“. Na da schau her! Glaubt die Conchi etwa, dass ich ihr nochmal drauf reinfallen würde? Sicher nicht! Es reicht schon, dass ich einmal so naiv war (Anfängerfehler!), aber noch einmal passiert mir das nicht. Ich schreibe ihr mit goschertem Ton in gebrochenem Spanisch zurück, dass mir die Vermieterin der Wohnung geschrieben und völlig falsche Fotos geschickt habe und dass ich mich doch von ihnen beiden, also Marta und Conchi, nicht so leicht übers Ohr hauen ließe. (Hm.) Conchi antwortet, dass sie keine Marta kenne und es absolut unmöglich sei, dass mir der Vermieter geschrieben habe, weil sie ihm niemals die Adressen der Interessenten vor der Besichtigung weitergeben würde – sie vermute, dass ich tatsächlich Opfer einer Betrugsmasche geworden sei, das sei hier nicht so selten und dass meine Email Adresse wahrscheinlich per Phishing aus der App gezogen worden sei. (Hmhm.)
Tags drauf bekomme ich das abschließende Mail von Idealista. Sie hätten den Sachverhalt, die annoncierte Wohnung und das beauftragte Maklerbüro (Conchi) noch einmal überprüft und seien zum Schluss gekommen, dass es sich um eine seriöse Anzeige handle – ich sei einfach dummerweise individuell zum Opfer eines Betrugsversuchs geworden. Mit „Pass gut auf, Angelika! Diese Estafas sind in Spanien leider häufig.“ schließen sie ihre Zuschrift und ich fühle mich sogar in Klosterneuburg vor dem PC sitzend etwas verpeinlicht. (Hmhmhm.)
Nachdem ich mich nun bei Conchi total in die Nesseln gesetzt habe (und ich insgeheim immer noch mißtrauisch und nicht ganz sicher bin, ob die mich nicht doch hineintheatern wollte), fällt es mir schwer, am vereinbarten Besichtigungstermin festzuhalten. Ich überlege hin und her. Sollte es kein Betrugsversuch sein, ist die Wohnung ja wirklich toll – wäre schade, darauf zu verzichten. Ich beratschlage mich mit Rudolf, der ein weises Urteil spricht: Besichtigungstermin JA, aber mit besonderer Wachsamkeit. Nach dem Hickhack per Mail ist es mir unangenehm, Conchi noch einmal zu kontaktieren (ich muss nicht extra erwähnen, dass ihre letzten Nachrichten an mich eher unterkühlt waren – die Kälte hab ich sogar mit meinen limitierten Spanischkenntnissen deutlich empfunden). Ich springe dann aber doch über meinen Schatten und ersuche wie selbstverständlich um Bestätigung des zuletzt vereinbarten Termins—„jetzt, da wir ja etablieren konnten, dass es sich nicht um eine Estafa handelt…“. Zum Glück ist Conchi keine beleidigte Leberwurst, bzw. mehr Professionalist denn Leberwurst, und bestätigt mir den Besuchstermin. Der Termin läuft dann auch richtig gut. Die Wohnung ist so schön wie auf den Bildern, der Blick vom Balkon atemberaubend (Rudolf bekommt feuchte Augen: Man sieht bis ins Camp Nou hinein), der Garten mit dem Pool gepflegt und uneinsichtig.
Wieder zuhause in Klosterneuburg, legen wir Conchi ein Mietangebot. Leider wird daraus nichts: Weil wir keine spanischen Arbeitsverträge haben, verlangt der Vermieter erst eine Bankgarantie, zieht dann aber komplett zurück und vergibt die Wohnung lieber an Inländer. Tja, fair enough. Wir sind trotzdem enttäuscht. Wie die übrigen Besichtigungen gelaufen sind, erzähle ich euch in meinem nächsten Beitrag. So viel sei verraten: Wir finden ganz ohne Betrug und andere gröbere Pannen noch etwas richtig Schönes – wo ich nämlich gerade jetzt sitze und mich auch täglich daran erfreue.