Christchurch - Kaikoura - Picton

Am Stefanitag läutet bei uns schon sehr früh am Morgen der Wecker. Wir starten heute unsere Rundreise auf die Nordinsel und wollen dem Feiertagsverkehr zur Nordküste entgehen. Offensichtlich hat es eine Stauwarnung gegeben, da nur eine einzige Straße mit einer einzigen Fahrspur aus Christchurch in Richtung Norden hinausführt (nach unseren Begriffen klingt das nicht nur nach Bundesstraße, sondern sieht dann auch so aus -- hier heißt es etwas großspurig, wenn auch einspurig, "Autobahn"). Auf Rachels Rat hin versuchen wir, um halb acht zu starten und haben bereits am Abend davor die meisten Sachen ins Auto gepackt. Im Endeffekt ist es halb neun als wir alle im Auto sitzen -- für unsere Begriffe gar nicht so schlecht.

Die Fahrt geht dann besser als befürchtet. Es ist zwar relativ viel Verkehr, wir stehen aber nirgends und kommen gut voran. Die Landschaft erinnert hier an österreichisches Hochgebirge, nachdem sie anfänglich noch üppig grün war. Karstige Wiesen auf denen Schafe und Kühe weiden, bestimmen hier die Vegetation. Entlang der Straße befinden sich wenige einsame kleine Farmen zwischen denen jeweils etliche Kilometer liegen. Die Einschichtigkeit des Lebens hier ist kaum vorstellbar -- die einzige Verkehrsverbindung stellt eben jene einspurige Straße dar, in beiden Richtungen dauert es mindestens 1,5 - 2h Fahrzeit bis man die Zivilisation erreicht.

Nach etwa 2,5h Fahrzeit und pünktlich zur Mittagszeit erreichen wir unser "Lunch-Ziel" Kaikoura, das für Whalewatching und Albatroswatching berühmt ist. Ein nettes kleines Dörfchen, das eine richtige Surferkommune zu sein scheint. Wir essen köstlichen Fisch in einem sehr netten kleinen Café, das so wie viele Orte hier in Neuseeland einen wunderbaren, sauberen, toll ausgestatteten Kinderspielbereich aufweist, in dem Klara und Pauli gleich begeistert verschwinden. Man merkt hier wirklich an so vielen Kleinigkeiten, dass Kinder nicht einfach als lästige Plagegeister gesehen werden, sondern als ganz wertvolle und vor allem vollwertige Mitglieder der neuseeländischen Gesellschaft. Aus diesem Grund ist es wohl auch eine Selbstverständlichkeit, dass auch für sie überall ein schönes und passendes Angebot geschaffen wird.

Die Weiterfahrt führt uns über eine halsbrecherisch steile und kurvenreiche Felsstraße entlang der Küste. Himmlisch schön! Rudolf hat allerdings recht wenig von der Szenerie -- als noch ungeübter Rechtslenker muss er sich sehr stark konzentrieren und ich bin insgeheim sehr froh, dass ich nicht selbst fahren muss. In der Kolonne lassen sich die Linkslenker-Gewohnten übrigens immer leicht erkennen... wenn ein Fahrzeug permanent nach links abdriftet, beziehungsweise beim Einbiegen an der Kreuzung zwischen den Fahrstreifen hin und hertrudelt, kann man sich fast sicher sein, einen schwitzenden Ungeübten vor sich zu haben.

Auch die Küste ist sehr zerklüftet und steinig hier, kein Ort, der zum Baden einladen würde. Zumindest nicht uns Menschen! Für Seelöwen und Robben bietet sich hier der ideale Lebensraum. Und wirklich! Die Freude ist grenzenlos als wir auf einmal eine Robbenkolonie auf den Felsen entdecken. Wir bleiben stehen und klettern die Felsen hinab. Die Robben grunzen, machen Männchen, tollen im Wasser, raufen... und lassen uns auch ganz nah herankommen. Ein fantastisches Erlebnis, das sich kaum in Worte fassen läßt. Die Kinder sind natürlich auch mehr als begeistert und würden die Robben am liebsten gleich streicheln -- was wir gerade noch zu verhindern wissen.

Die Straße windet sich dann bald weg von der Küste weiter ins Landesinnere. Die Landschaft ist hier hügelig und sehr, sehr trocken. Die Hügel leuchten von gelbem dürren Gras, auf dem trotzdem viele kohlschwarze Kühe weiden. Man kann sich kaum vorstellen, dass sie hier etwas Nährstoffreiches vorfinden. Die trockenen Weiden werden durch große Weingärten unterbrochen, auf denen der für die Gegend typische, recht würzige Sauvignon Blanc wächst. Dieser schmeckt eher wie das was wir als Muskateller kennen, allerdings wesentlich herber und spritziger. Die Sonne brennt hier erbarmungslos vom Himmel und macht es fast unmöglich, ohne Sonnenbrille zu sein. Man hat sogar das Gefühl, durch die Autoscheiben hindurch gegrillt zu werden. Sunblocker und Kopfbedeckung sind für uns bleiche Mitteleuropäer Pflicht.

2h nach Kaikoura erreichen wir unser Übernachtungsziel Picton, von dem aus die Fähre zur Nordinsel startet. Beim Buchen der Unterkunft hatte ich mir schon ein paar Bilder angesehen und war auf Schönes gefasst. Die Realität macht uns sprachlos. Der Ort erstreckt sich über eine liebliche Bucht und liegt wunderschön eingebettet zwischen dicht bewaldeten Bergen auf zwei Seiten und dem türkisfarbenen Meer des Marlborough Sound auf der dritten. Dies ist der Ort, an dem dereinst James Cook landete und hier das Paradies auf Erden vorzufinden meinte. Übertrieben hat er damit nicht. Unter vielen schönen Orten auf der Welt, die wir schon sehen durften, ist Picton ganz vorne mit dabei. Die Kinder sind auch hingerissen und stecken zum ersten Mal in ihrem Leben die Füße in den Pazifik. Auch hier gibt es einen wunderschönen Kinderspielplatz, den die beiden sofort erobern. Sie singen und tanzen und sind so glücklich, dass uns das Herz aufgeht. Klara ruft: "Ich will für immer in Neuseeland bleiben!"

Nach dem Abendessen spazieren wir zurück in unser Motel "Aldan Lodge", wo wir einen kleinen Bungalow bewohnen. Ausgestattet mit zwei Schlafzimmern, Wohnküche und großem Bad mit Whirlwanne bietet die im Internet als "bescheiden" beworbene Lodge alles, was das Urlauberherz begehrt.

Am nächsten Morgen frühstücken wir im Bungalow (die meisten Beherbergungsbetriebe in Neuseeland sind für Selbstversorger), checken aus und spazieren zum Hafen, wo wir uns das Aquarium ansehen. Die Besonderheit hier ist, dass alle gezeigten Tiere Einheimische sind. Sehr spannend ist der Tuatara, ein kleiner Drache, der der nächste Verwandte der Dinosaurier ist. Die Tuataras lieben's entspannt. Ihr Herz schlägt nur ein einziges Mal in der Minute. Ein Erfolgsrezept, das ihnen immerhin eine Lebenserwartung von 250 Jahren beschert. Live fast, die young!

Thema: Christchurch - Kaikoura - Picton

Amazing

An incredible sight of the kids in that paradise. So happy for you!

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